Die Friedhofskapelle Waldkirchen – einstige Wallfahrtskapelle

OT Waldkirchen

Die Friedhofskapelle Waldkirchen

Die heutige Friedhofskapelle Waldkirchen ist ein übriggebliebener Teil der ehemals an dieser Stelle stehenden größeren gemeinsamen Kirche von Waldkirchen, Grünhainichen und Börnichen.

Aus Gründen des Platzmangels und der Entfernung wurden 1850 in Grünhainichen und 1900 in Börnichen eigene Kirchen errichtet. Auch Waldkirchen weihte 1901 eine neue, größere und mehr in Ortsmitte gelegene Kirche ein, da die alte Kirche in baulich schlechtem Zustand war.

1905 wurde die alte Kirche daher zurück gebaut. Das Kirchenschiff wurde abgebrochen. Stehen gelassen wurde der ehemalige Altarraum mit seinen Seitenflügeln. Unter Mitverwendung des Kruzifixes aus dem 16. Jahrhundert und der zu Emporen umgebauten alten hölzernen Betstuben und Lehngerichtschorbrüstungen entstand daraus die heutige Friedhofskapelle, die 1905 geweiht wurde. Der Glockenturm wurde dem alten Turm vom Kirchenschiff nachgebildet und wieder als Dachreiter ausgeführt. Er erhielt die alten Glocken sowie die aufgearbeitete alte Uhr.

Der Flügelalter und andere, vielleicht noch aus katholischer Zeit (im albertinischen Sachsen vor 1539) stammende Kunstgegenstände der alten Kirche wurden um 1900 dem Kgl. Sächs. Altertumsverein in Dresden leihweise übergeben. In der Friedhofskapelle wurde dafür ein einfacher Altar aus dem Jahre 1804 aufgestellt. Die Leihgaben in Dresden sind teilweise dort 1945 verbrannt. Ein Altarschrein mit 4 Figuren sowie zwei Madonnenfiguren des Meisters Hans Witten befinden sich noch als Leihgabe auf der Albrechtsburg in Meißen.

Zum Baujahr der alten Kirche auf dem Friedhof

„Die Zeit der ersten Erbauung hiesiger Kirche ist unbekannt, nicht einmal die Zeit der letzten Erneuerung derselben ist mit Gewissheit anzugeben.“ schreibt man 1842 in „Sachsens Kirchengalerie“ [1] zum Baujahr dieser alten Kirche. Auch 1908 hat man in der „Neue Sächsischen Kirchengalerie“ [2] keine neuen Erkenntnisse dazu: „Über die Zeit der Erbauung der alten Kirche ist etwas zuverlässiges nicht zu erfahren“.

Über dem Eingang der Kirche sei MDC (also: 1600) eingemeißelt gewesen. War dies ein Um- oder Neubau? In den Kirchenbüchern, die seit 1571 geführt werden, ist nichts über einem Neubau zu finden.

Eine der Glocken der alten Kirche trug in der Inschrift das Datum „A. Domini MCCCCLXXII“ (also 1472). (Sie wurde bei der Anschaffung neuer Glocken 1871 dann allerdings mit eingeschmolzen.) Die Glocke könnte aber auch von einem hier stehenden Vorgängerbau übernommen worden sein.

Verschiedenen Quellen nach hat an dieser Stelle nämlich schon vor sehr langer Zeit, vielleicht schon zur Zeit der ersten Besiedlung, im Wald eine Wallfahrtskapelle, dem Heiligen Georg gewidmet, gestanden. Die alten noch vorhandenen Siegel zeigen auch eine von Wald umgebene Kapelle. „Diese Kapelle ist nach und nach verschiedene Male durch Anbauten vergrößert worden“ schreibt die „Neue Sächsische Kirchengalerie“ [2]. Es ist aber unklar, ob eine spätere Kirche „nach und nach“ direkt aus dieser Kapelle entstand, oder ob sie nur an gleicher Stelle errichtet wurde.

Waldkirchen brauchte ja sicher schon frühzeitig eine große Kirche. Immerhin gehörte die Parochie (Pfarrbezirk) Waldkirchen „zu den ältesten und volkreichsten der Chemnitzer Diöces.“ [1]. Neben dem Pfarrdorf Waldkirchen gehörten auch die Dörfer Börnichen, Grünhainichen, Neunzehnhayn und später das Blaufarbenwerk Zschopenthal dazu. Alte Urkunden aus 1555 erwähnen auch, Waldkirchen sei seit „undenklichen Zeiten“ Kirchdorf mit Borstendorf als Filialdorf [1].

Vielleicht konnte man sich wegen des „fließenden“ Um- und Ausbaues nicht auf ein konkretes „Baujahr“ der späteren Kirche festlegen. Der Bau der uralten Waldkapelle „St. Georg“ könnte aber so weit zurückliegen, dass diese bereits für die Namensgebung der hier entstehenden Siedlung verantwortlich war, die 1349/50 erstmals als „Waltkirchen“ erwähnt wird.

Chronik-Gruppe Waldkirchen, 2024

Bilder:

Bild 1: Die „alte Kirche“ auf dem Friedhof, vom Friedhofstor aus gesehen, um 1900.

Bild 2: Der Innenraum der alten Kirche. Die Orgel vom Orgelbaumeister Günther aus dem Jahre 1804 befand sich, wie schon die vorherige Orgel, hinter dem Altar.

Bild 3: Die “alte Kirche” auf dem Friedhof, aus Richtung Süden gesehen, etwa um 1900. Der rechte, niedrigere Teil wird incl. seiner Anbauten 1905 zur heutigen Friedhofskapelle. Er erhält dazu einen Dachreiter für die Glocken, dem früheren Dachreiter auf dem Hauptschiff nachgebildet.

Quellen:

[1] Sachsens Kirchen-Galerie. Achter Band: Die Inspectionen: Chemnitz, Stollberg, Zwickau und Neustädtel, Verlag von Hermann Schmidt, Dresden 1842

[2] Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Marienberg.  Verlag Arwed Strauch, Leipzig, 1908

 

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